Montag, 8. Februar 2010

Komplikationen mit den Wertsachen und mein neuer Job

Waehrend dem Interview in Palembang erklaerte man mir, dass ich nicht als Lehrer arbeiten kann. Sie offerierten mir eine etwas unkonventionelle Arbeit. Soviel wie ich bis zu diesem Zeitpunkt mitbekommen habe, unterscheidet sich dieses private Sprachzentrum von den herkoemmlichen Sprachschulen. Anstatt viel Grammatik zu bueffeln fokusieren sie hier auf praktisches Englisch.
Die Studenten verbringen ihre Lektionen hauptsaechlich mit Sprechen und Zuhoeren.
Ausserhalb der fixen Stunden in den Klassenzimmern, koennen sie sich, von Montag bis Samstag bis 21:00 Uhr, beim Sprachzentrum treffen. Hier ergibt sich die Moeglichkeit sich mit anderen Schuelern in Englisch zu unterhalten. Sei dies an der Bar, beim Billiard und Karten spielen oder einfach nur ueber Gott und die Welt zu diskutieren. Man kann es sich hier wie in einem Jugendtreff vorstellen.
Alle Lehrer sind Einheimische, sprechen aber immer in Englisch.
Es leben oder besuchen nur wenige Auslaender diese 1.4 mio Stadt.
Das hat zur Folge, dass sich die Leute hier nicht gewohnt sind mit Auslaendern zu reden. Die Hemmschwelle dies zu tun ist dementsprechend hoch.
Nun ist aber Sven der Auslaender von Montag bis Freitag (14:00 - 21:00 Uhr) beim Sprachzentrum. Er spricht sogar und man kann mit ihm Billiard spielen.
Ich darf das Essen und die Getraenke an der Bar kostenlos konsumieren und man zahlt mir um die CHF 330/Monat.
Weil der Manager dieser Schule ein wenig mit Immobilien handelt, kaufte er sich kuerzlich ein neues, modernes Haeuschen. Da er noch nicht entschieden hat was er damit machen will, darf ich es, waehrend meines Aufenthaltes in Palembang, mein Heim nennen.
Zwei Schlafzimmer, Stube und Kueche mit Essraum fuer mich allein.
Als erstes musste ich aber das Land verlassen, um ein neues Visa fuer Indonesien zu beantragen. Ich dachte an ein zwei Monat Visa, welches man bis zu vier weiteren Monaten verlaengern kann. Doch es kam ein wenig anders als gedacht.

Mit einer Stunde Verspaetung erreichte ich am 29.01.2010 den Flughafen in Kuala Lumpur.
Durfte hier wieder, wie beim letzten Besuch der Malaysischen Hauptstadt, bei den selben Couchsurfern meine Schlafmatte ausbreiten.
Dieser Platz gleicht einer kostenloser Jugendherberge. Eine Couchsurferin aus dem oestlichen Europa mietet dieses Haus mit zwei Stockwerken, am Rande des Stadtzentrums.
Drei Zimmer hat sie an andere Couchsurfer untervermietet. Fuer alle anderen Mitglieder dieser Homepage (couchsurfing.com) steht dieses Gebaeude gratis zur Verfuegung.
Bei meiner Ankunft befanden sich etwa ein Dutzend Personen im Haus.
Spaet in der Nacht, oder erst Morgen in der Frueh, verwandelt sich der Wohnraum in ein Massenlager. Schlafende Leute ueberall. Aber auch Rucksaecke, Schuhe, Buecher, Kleider etc. befinden sich ueberall im Raume verstraeut.
In diesem Ort platzierte ich meinen Geldbeutel fuer wenige Stunden auf meinem Rucksack. Ploetzlich machte sich der Hunger bemerkbar. Ich ging zu meinem Gepaeck, um das Geld fuer's Nachtessen zu holen. "O weh, wo ist mein Geldbeutel?" schoss mir durch den Kopf. Darin ist mein Pass, die ID Karte, Bank- sowie Kredit Karte, Fahrausweis und etwa 150 CHF Bargeld!
Sofort durchsuchte ich meinen Rucksack und auch die umliegenden Taschen. Nichts von meinen Wertsachen!
Etwa zwei Stunden zuvor verliessen drei Amerikaner das Haus in Richtung Melaka und Singapur.
Vielleicht packten diese unbewusst meine Wertsachen in ihr Reisegepaeck? Gut moeglich bei der herrschenden Unordnung im Hause.
Dank einem anderen Couchsurfer gelangte ich zu den E-Mail Adressen der drei Amerikanern.
Auf mein Mail bezogen, versprachen sie mir bald moeglichst ihr Gepaeck zu durchsuchen.
Als mich nach drei Tagen keinen positiven Bescheid erreichte, musste ich von einem Diebstahl ausgehen.
Ich besuchte das Schweizer Konsulat in Kuala Lumpur um einen neuen Reisepass zu bestellen. Musste einen Polizei Rapport abgeben und etwa 130 CHF fuer einen neuen Pass bezahlen.
Danach liess ich Bank- und Kredit Karte sperren und neu bestellen.
Bis zu einer oder sogar zwei Wochen sollte ich auf meinen neuen Reisepass warten. Vermutlich gleich lange wie auf die neuen Bankkarten.
So befand ich mich einen Tag spaeter auf dem Weg zu einem Reisebuero, um den Rueckflug am 05.02.2010 nach Indonesien zu verschieben.
Waehrend dem Spazieren zur naechst gelegener Metro Station gingen mir folgende Gedanken durch den Kopf:
"Wenn ich das neue Datum des Fluges der Annahme anpasse, dass mich der Pass in zwei Wochen errreicht, das Packet aber bereits nach einer Woche in Malaysia ist, hange ich hier nur unnoetige Tage herum."
Angekommen an der Station, entschied ich mich das Flugticket doch nicht zu verschieben. Wuerde ich den Flug zwei Mal aendern, kommen mich die Gebuehren teurer als ein neues Billett zu kaufen.
Mit diesem Entschluss liess ich den Zug sausen und kehrte um.
Zurueck im Haus oeffnete ich mein E-Mail Konto. Und was sah ich da? Post von einem der zuvor erwaehnten Amerikanern!
Er sei retour in Kuala Lumpur um mir meinen Geldbeutel zu bringen!
Einen Tag zuvor habe er ihn in seinem Rucksack entdeckt.
Leider konnte er mich nicht frueher informieren. Kein Kredit auf seinem Handy und es sei ihm nicht moeglich gewesen, ein Internet Cafe in Singapur zu finden.
Wie auch immer. Ich bin lediglich froh das Bargeld, den Reisepass und meine plastik Karten wieder zu besitzen.
Ausserdem konnte ich den Rueckflug nach Indonesien planmaessig antreten.
Weil eine neue Bank- und Kredit Karte zuvor bestellt wurde, sind jetzt die alten leider ungueltig.
Netterweise wurde mir um die 400 CHF von einem schweizer Paar ausgeliehen. Sie genossen die selbe Unterkunft in Kuala Lumpur wie ich.
Hatte auch Glueck mit meinem Pass. Obwohl der neue bereits in der Produktion ist, wurde mein alter noch nicht annuliert.
Weniger erfreute mich der Entscheid des Indonesischen Konsulates in Kuala Lumpur. Sie verweigerten mir ein zwei Monat Visa zu geben mit der Begruendung, ich sei erst vor wenigen Tagen dort gewesen.
Doch seit dem 26.01.2010 hat die Regelung fuer das Visa bei Ankunft geaendert. Gegenwaertig kann man das ein Monat Visa um einen weiteren Monat verlaengern, ohne das Land zu verlassen.

Mittlerweile, wieder zurueck in Sumatra, bin ich in das frueher erwahnte Haeuschen eingezogen.
Am vergangenen Samstag verbrachte ich die ersten Stunden im Sprachzentrum. "Was ist dein Name? Woher kommst du? Was machst du hier? Wie alt bist du? Wo wohnst du? Wie lange bleibst du hier?" wurde ich den ganzen langen Nachmittag von unzaehligen Schuelern gefragt. Extrem ermuedend.
Doch gestern Montag war es schon viel angenehmer zu "arbeiten".
Mal schauen wie es heute sein wird?