Dienstag, 7. Juni 2011

Fahrt durch die Mongolei

Bevor wir unsere Fahrraeder in den Gepaeckswagen, am Bahnhof in Ulan Bator, brachten, musste nur noch der Preis fuer unsere Fracht verhandelt werden.
Denn anders als bei den Fahrgastkarten, konnten wir keine Preisliste fuer Gepaeck
finden. Allem Anschein nach, wollte man von uns zu viel einfordern (beinahe so viel
wie das Zugbillett). Schlussendlich verlangten die Bahnarbeiter die Haelfte der zuerst
gennanten Summe.

Nach der Zugfahrt durch die Nacht, erreichten wir Erdenet. Besser gesagt, die Endstation der Zuglinie (ungefaehr 10 km ausserhalb der zweit groessten Stadt Mongoliens).
Auf der kurzen Strecke vom Bahnhof in die Stadt, erlitt Gabriels sowie mein
Fahrraed bereits die erste Panne. Beim Anstieg auf einen kleinen Huegel
riss seine Fahrradkette. Beim hinunter fahren stieg ich aus dem Sattel und ging, mit dem
Velo an meiner Seite, die letzten Kilometer bis zur Stadt. Mein Hinterrad bewegte sich
nkontrolliert von rechts nach links. Zum Glueck lag es nur am schlecht fabrizierten Pneu,
nicht am Rad selber.
Ebenso waren wir sehr froh, dass diese Probleme auf dieser kurzen Fahrradfahrt
auftauchten. Auf dem Markt in Erdenet gab es noch einige wenige Ersatzteile zu kaufen.
Danach sollten wir erst im etwa 450 Kilometer entfernten Murun wieder auf solches Material stossen.

Auf der Fahrt ueber Murun nach Ulaangom, durchquerte Kyoko, Gabriel und ich beinahe unangetastete Natur.
Immerwieder fuehlte ich mich, als fahre ich durch ein Bilderbuch.
Nur die zu Beginn noch geteerte Strasse (nach dem vierten Tag gab es bloss noch Naturstrassen), vereinzelte Gers (Mongolische Haeuser, Jurten) und die selten anzutreffenden kleinen Doerfer erinnern einen an die Zivilisation.
Wuerden nicht einzelne leere Vodka Flaschen, im Abstand von wenigen Kilometern, den Strassenrand saeumen, koennte man fast vergessen, dass sich noch andere Menschen, als die Mongolischen Nomaden, ausserhalb der Staedte aufhalten.
Wenige Fahrzeuge kreuzen unseren Weg. Nach Murun verstrich eine Woche, ohne dass uns auch nur ein LKW oder Auto ueberholte. Einige Motorbikes und etwas weniger als ein Dutzend Minivans fuhren uns entgegen.
Gluecklicherweise machten sich bei mir Knieschmerzen einige Tage zuvor bemerkbar, als noch vereinzelt Fahrzeuge auf unserer Strecke verkehrten . Damals gelang es mir zwei Mal, ein Fahrzeug zu stoppen und eine Mitfahrgelegenheit zu erhalten.

Ebenfalls fuer die letzten 300 km bis nach Ulaangom mussten wir per Anhalter reisen.
Ansonsten wuerden wir nicht rechtzeitig die Grenze zu Russland ueberqueren koennen (unser Visa laeuft in etwas mehr als Zehn Tagen ab).
Wegen den Strassenverhaeltnissen und dem oft aus dem Westen blasenden Wind, fuhren wir knapp 50 km pro Tag (was nicht genug ist, um unseren aufgezwungenen Zeitplan einzuhalten). Ausserdem rasteten wir an einigen schoenen Plaetzen fuer je einen oder zwei Tage.

Wegen dem duennen Verkehr, entschieden wir uns zur Hauptverbindungsstrasse zwischen
Ulan Bator und Ulaangom, zu reisen. Aber auch auf diesem Weg herrscht alles andere als massiver Strassenverkehr. Stundenlang kann man auf eine, in weiter Ferne aufsteigende, Staubwolke warten.
Erblickt man endlich dieses lang ersehnte Zeichen, bleibt noch zu hoffen, dass es sich um ein Fahrzeug und nicht den Wind handelt.
Kurz vor Sonnenuntergang erspaehten wir dann drei Lastwagen, die sich durch die wuestenaehnliche Landschaft schleichend, auf uns zu bewegten.
Kurzerhand wurden unsere Fahrraeder und Gepaeckstuecke auf die LKWs verladen. Die Fahrerkabinen besetzten bereits drei bis vier Personen, trotzdem erhielt jeder von uns, verteilt auf die drei LKWs, einen Platz. Perfekt!19 Stunden benoetigten diese drei Transportfahrzeuge, um die 300 km bis nach Ulaangom hinter ich zu lassen!
Auch ohne einer drei stuendigen Schlaf- und Essenspause und drei Zwangspausen wegen platten Reifen, waere mir dieser Trip endlos erschienen. Die Strassenverhaeltnisse liessen nur eine geschaezte Durchschnittsgeschwindigkeit von 25-30 km zu.

Nun sind wir fuer einige Tage in Ulaangom. Wir reparieren kleinere Schaeden an unseren Fahrraedern und ruhen aus.
Sind fuer heute Abend noch bei einer Amerikanischen Familie eingeladen.
Kaum zu glauben, dass wir auf der Strasse spontan zu unserem, so sehr vermissten, Lieblingsessen eingeladen wurden. PIZZA, hausgemachte PIIIIZZAAA!!!!!
Uebermorgen wollen wir uns dann wieder auf den Weg an die Grenze zu Russland machen. Muessen zuvor noch reichlich Proviant einkaufen. Wollen wir doch an einem nahe gelegene See verweilen. Das erste Dorf nach Ulaangom kommt erst wieder nach 200 km.

Was gibt es noch zu sagen? Vom Wetter hatten wir alles. Starken Gegenwind, Sandsturm, Schnee, Hagel. Manche warme bis heisse Tage. Das Wetter wechselt hier sehr schnell.
Die Mongolen erscheinen mir sehr hilfsbereit und Gastfreundlich. Alkohol scheint ein Problem zu sein.
Viele stark betrunkene Mongolen trifft man zu jeder Tageszeit wo auch immer man ist.
Zu Beginn meines Aufenthaltes in der Mongolei, erschienen mir viele Menschen unfreundlich. Mittlerweile denke ich aber, sie sind gutmuetige Menschen, welchen man es bloss nicht ansieht.

Viele Tiere sahen wir. Kamel, Wuestenspringmaeuse, wilde Roesser und Adler.Leider kann ich im Moment keine Fotos in das Fotoalbum hochladen. Versuche es zu einem anderen Zeitpunkt nochmals. Aber auf Gabriels und Kyokos Blog (worldtripkyokogab.blogspot.com) findet man bereits ein Fotoalbum, mit vielen Bildern von unser Reise durch die Mongolei