Sonntag, 9. Dezember 2012

Der steinige Weg zum Schengen Visa Antrag

Die Fahrt zur Botschaft
Da Jakartas Strassen chronisch mit unzaehligen Verkehrsteilnehmern verstopft ist, rechneten wir mit zwei Stunden Fahrzeit von unserer Unterkunft bis zur Schweizerischen Botschaft, was einen Weg von ungefaehr 10 km beanspruchte.

Bereits am Vorabend fragte ich Erna: “Ist es nicht besser, falls wir schon jetzt ein Taxi fuer den Morgen reservieren?”.
“Nein das ist nicht noetig, morgen frueh reicht voellig aus”, lautete ihre Antwort.
Aufgewacht kurz vor 07:00 Uhr hiess es dann, ich soll zur nahe gelegenen Hauptstrasse gehen und dort ein Taxi aus dem Verkehr fischen (Erna geht noch immer an Kruecken). Nach 30 Minuten und dutzenden von Taxis die ausnahmslos besetzt waren, ging ich erfolglos zurueck um Erna um einen Anruf an die Taxizentrale zu bitten.
“Normalerweise ist es schneller, ein Taxi anzuhalten als eines zu bestellen. Zumindest zu dieser Tageszeit.”, erklaerte sie mir.
Trotzdem bestand ich auf einen Anruf an die Zentrale. Als Sie dann die Nummer waehlte, hiess es, dass bis um 08:30 Uhr alle Fahrzeuge ausgebucht sind. Etwas genervt buckelte ich Erna auf meinen Ruecken und machte mich auf den Weg zurueck zur Hauptstrasse. Ich wollte unser Glueck im Autostopp versuchen.
Als nach wenigen Minuten ein Bus im Verkehrschaos auftauchte, hatte Erna die glorreiche Idee, diesen Bus zu nehmen um uns naeher ans Ziel zu befoerdern.Was wir dann auch taten.
Ausgestiegen aus dem Bus, konnten wir nach wenigen Sekunde ein freies Taxi sichten und dieses fuer unsere Dienste beanspruchen.
Im Auto erinnerte ich meine Freundin an ihren Kontoauszug, welcher fuer den Visaantrag benoetigt wird. Sofort erklaerte sie dem Fahrer, dass wir noch eine Bank besuchen muessen. Nur um auf Nummer sicher zu gehen, hakte ich nach: “Hast du ihm auch gesagt, dass wir keinen Bankomaten sondern eine Bankfiliale brauchen?”, “Ja-ja-jaaa” war die Antwort.
Es vergingen keine zwei Minuten und der Chauffeur stoppte vor einem Bankomaten. Schnell erhielt er die Aufforderung Ernas, die Fahrt fortzusetzen.
Hunger, Durst, Muedigkeit, Hitze und Stress zu diesem Tagesstart liess in mir die Wut hochkommen. Als ich mich etwas beruhigte, hielt das Taxi wieder an. Dieses Mal direkt vor dem Eingang zur Schweizer Botschaft. Ich schuettelte bloss den Kopf und sagte nicht mehr viel. Meine Freundin musste den Taxifahrer erneut auffordern weiter zu fahren
um uns endlich zu einer B-A-N-K-F-I-L-I-A-L-E zu bringen!
Angekommen in der Botschaft, zuerst wollte man uns den Eintritt verweigern, weil sie Ernas Name nicht auf der Besucherliste finden konnten, erfuhr ich, dass das Antragsformular noch das vom letzten Visaantrangsversuch (vor ungefaher zwei Jahren) war. Schnell-schnell musste so noch ein neues vierseitiges Formular ausgefuellt werden, waehrend dem die Botschafts-Mitarbeiterin auf uns wartetet.
Dann endlich wechselten die zu grossen Passfotos und alle erforderlichen Dokumente von uns in die Haende der Schweizer Botschaft.
“Noch den original Pass von der Antragstellerin, bitte”, forderte uns die Dame am Schalter auf.
“Ooops, Sven ich hab den in meiner Tasche die wir am Eingang in ein Schliessfach legen mussten”, sagte Erna mit verzogenem Gesicht. Mit dem Satz “einen kleinen Moment” machte ich mich auf schnellen Fuessen davon den Pass zu holen.
Etwas spaeter befanden wir uns wieder auf dem Weg zurueck zu Ernas Freunde, wo wir unser temporaeres Heim hatten.

Das Visa
Allen erforderlichen Dokumenten zum Trotz, erhielten wir schon drei Tage spaeter einen enttaeuschenden Bescheid. Das Visa wurde ihr verwehrt.
Auf dem Verweigerungsdokument ist als Grund lediglich einer der 11 vorgedruckten Gruende markiert. Dort steht, dass Ernas Rueckkehr nach Indonesien vor Ablauf des beantragten Visas nicht gewaehrleistet werden kann.
Unverstaendlich fuer uns, da folgendes eingereicht wurde:

- Ein Sponsorschreiben in dem steht, dass mein Vater fuer alle ihre Kosten wie Flugticket, Reiseversicherung, Essen und Wohnen waehrend ihrem Besuch in der Schweiz aufkommen wird. Ebenfalls garantiert er in diesem Brief, dass Erna keiner Arbeit oder Freiwilligendienst in der Schweiz nachgehen wird und sie rechtzeitig wieder nach Indonesien reist.

- Ein Brief von mir in dem ich erklaeren musste, wie wir uns kennen- Ihre Geburtsurkunde

- Familien Dokument (ein offizielles Papier welches Details aller Familienmitglieder auflistet)

- Das bereits bezahltes Hin- und Rueckflug Ticket

- Eine geforderte Reiseversicherung

- Bestaetigungsschreiben des Arbeitgebers

- Kontoauszug (der vergangenen drei Monaten) der Antragsstellerin

- Passkopie vom Sponsor (meinem Vater) und mir

- Mein Bankkonto-Auszug (obwohl nicht verlangt)

- Ihren gueltigen Pass plus zwei Passfotos

- Das vollstaendig ausgefuellte Antragsformular

Enttaeuscht und wuetend zugleich rief ich die Botschaft an. Erst nach bestimmten und lautem Verlangen wurde ich zur Dame durchgestellt, die uns am Schalter in Empfang genommen hatte.
Ihr machte ich klar, dass wir den Entscheid nicht verstehen koennen und fragte zugleich nach, ob die Botschaft es bevorzugt wenn Menschen in unserer Situation heiraten bevor die Indonesische Person je einmal in der Schweiz gewesen ist. Das provozieren sie, meiner Meinung nach, mit solchen untragbaren Entscheiden!
Als mein Meinung platziert war, beruhigte mich die Frau am anderen Ende des Telefons einwenig indem sie erklaerte, dass wir Rekurs beim Bundesamt fuer Migration (BFM) in Bern einlegen koennen und wir noch gute Chancen auf ein Visa haben.
“Viele abgelehnte Antragsteller gehehn diesen Weg”, meinte sie weiter.
Leider wird der Grund der Absage von der Botschaft nicht naeher erlaeutert, als der angekreuzte Satz auf dem Ablehnungsformular aussagt. Sicher ist, dass die Schweizer Botschaft bevollmaechtigt ist, Antraege auch ohne Begruendung abzulehnen
Einen solchen Job muss man haben! Einfach “Nein” sagen ohne Erklaerung! Wowww, die Schweizer Steuerzahler bezahlen den Lohn eines grundlosen “Neinsagers” oder einer “Neinsagerin”. Oder benoetigen die Schweizer Botschaften gar ganze Teams von “Neinsagern”? Das werden wir wohl nie erfahren.

Zu den ungefaehr CHF 70.- fuer den Visaantrag, die Bearbeitungsgebuehren von 150 plus 50 Schweizer Franken fuer das Annulieren des Flugtickets und der Reiseversicherung kommen nun weitere CHF 150.- fuer das Rekursverfahren dazu. Im Falle der Visaerteilung durch das BFM werden wenigstens diese CHF 150.- zurueck erstattet.
Dieses Verfahren kann bis zu weiteren 10 Wochen in Anspruch nehmen.
Muehsam aber was soll man machen, wenn man bloss seiner auslaendischen Freundin das schoene Heimatland, seine Freunde und Familie vorstellen will, man gar buergt, dass sie wieder nach Hause gehen wird.
Ein scheinbar einfaches Unterfangen in dem einem so viele Steine in den Weg gelegt werden.

*Zum Schluss an diesen Blogeintrag moechte ich erwaehnen, dass nur meine Ansicht und nicht die von Erna oder der Schweizer Botschaft in Jakarta zu Wort kommt.