Dienstag, 25. Dezember 2018

Der Weg nach Vietnam

Nach Yangshuo machten wir nochmals einen kurzen Halt in Guilin, um von dort mit dem Schnellzug nach Nanning zu gelangen. In Nanning gab es ein Wiedersehen, mit einer Amerikanischen Couchsurferin, die bereits vor neun Jahren Lukas und mich beherbergte. Sie unterrichtet nun Englisch an einer anderen Universität, jedoch noch immer in der selben Stadt.
Nachtmarkt, Nanning
Drei Tage später bestiegen wir einen Regionalzug nach Pingxiang, an die Chinesisch-Vietnamesische Grenze. Bevor wir in den Bahnhof hinein gelassen wurden, musste (wie immer) das Gepäck gescannt werden. Wie bereits knapp einen Monat zuvor in Harbin, wurde ich aufgefordert den Rucksack zu öffnen. Mein seit 12 Jahren begleitendes Taschenmesser wollte man mir weg nehmen.
Die Sicherheistvorschriften in den Schnellzügen sind vergleichbar mit denjenigen auf Flügen. "Dieses Messer konnte ich bis zur letzten Zugfahrt durch China mitbringen, jetzt werde ich nicht so einfach nachgeben und das Taschenmesser aushändigen", dachte ich mir und erklärte, dass die Polizei bereits in Harbin eine Ausnahme machen konnte und mir diesen Gegenstand erlaubte mitzubringen.
Damals in Harbin brachten sie mich zuerst auf den Bahnhof internen Polizeiposten, wo ich wiederholt erklärte, wie viel mir dieses Messer bedeutet, das mir mein verstorbener Lehrmeister vor etwa 15 Jahren schenkte. Irgendwann gab ich nach und wollte das Messer einem Polizisten schenken. Er bedankte sich, meinte aber er kann das Geschenk nicht annehmen. Nun ging er wenigstens auf meinen Vorschlag ein, es dem Schaffner zu übergeben, der es mir nach der Fahrt wieder aushändigen kann.
Ich wurde zurück geschickt und sollte warten, bis er mit dem Kondukteur gesprochen hatte. Nach wenigen Minuten tauchte der Polizist wieder auf und erklärte mir die Ausnahme, das Messer zugeklebt im Gepäck mitnehmen zu dürfen. Der Polizist verhielt sich sehr freundlich und verständnisvoll, sprach sogar gut Englisch. Rasend hingegen machte mich eine Dame auf dem Polizeisposten, die mir während der Diskussion mit der Polizei ungefragt ihre Handykamera ins Gesicht hielt.

Nun, am Bahnhof Guilins, verstanden die Sicherheitsleute meine Sprache nur schlecht, hatten aber plötzlich die Idee mein Zugticket anzuschauen. Aus dem Grund, dass ich mit einem Regionalzug, nicht im modernen Schnellzug reisen wollte, liessen sie mich schlussendlich mit dem Taschenmesser passieren.
Die Zugfahrt durch Chinas schöne Natur bis zur Grenze entpuppte sich als weniger angenehm als erhofft. Zigarettenrauch und kalte Luft sei dank. Heizung gab es keine und unsere warmen Kleider die wir nicht verschenkten, befanden sich auf dem Postweg in die Schweiz.
Abgesehen davon, dass ich in Chinas Süden und in ganz Vietnam nie mit kühlen Temperaturen rechnete, bestätigte mich auch die Wettervorhersage, bis zur Ankunft in Nanning, in dieser Annahme. Ich lag falsch - es kann in Nanning schon bis zu 10, und in Hanoi bis 15 Grad werden. Okay, plus 15 Grad ist ja nicht wirklich kalt, aber wir haben schon etwas gefroren.
Die Taxifahrt vom Bahnhof in Pingxiang zur Grenze, sollte dann der einzige warme Moment an diesem Tag sein. Denn auch der Minivan von der Vietnamesischen Grenze bis Hanoi schien keine Heizung eingebaut zu haben.

Fahrkosten- und Distanztabelle, China
Von
Nach
Verkehrsmittel
*Preis in CHF
**Distanz in km
Manzhouli
Harbin
Nachtzug, "hard sleeper"
60
940
Harbin
Peking
Schnellzug
90
1250
Peking
Shanghai
Schnellzug
160
1450
Shanghai
Changsha
Nachtzug, "hard sleeper"
75
1100
Changsha
Guilin
Schnellzug
50
500
Guilin
Yangshuo
Bus
8
70
Yangshuo
Guilin
Bus
8
70
Guilin
Nanning
Schnellzug
35
400
Nanning
Pingxiang
Regionalzug
8,5
200
Pingxiang
Grenze China
Taxi
4,5
15
 
 
 
 Total
CHF 499.-
5'995 km
 
*Preis für 2 Pers.
**Ungefähre Distanz