Mittwoch, 31. Oktober 2018

Exoten in St. Petersburg & Moskau

Nächster Halt war St. Petersburg. Knapp vier Stunden Zugfahrt waren es bloss in diese russische Stadt, die sehr europäisch daher kommt. Breite Strassen, grossflächige Plätz vor riesigen, alten, steineren Gebäuden, diverse grüne Parks, der Jahreszeit entsprechend im Herbstkleid,
und von dutzenden Brücken überquerende Flüsse die sich durch Teile der Stadt schlängeln. Unzählige moderne Restaurants, Kaffees und Bars. Nichts spezielles, wenn man von Europa nach Russland einreist.

Nur gerade 4 Stunden und 10 Minuten dauerte dann unsere Zugfahrt im Schnellzug in die gut 700 Kilometer entfernte Hauptstadt, Moskau. Als Alternative gibt es Züge die zwischen 8 und 10 Stunden unterwegs sind. Weil wir für die Weiterreise noch genug in den Genuss von Nachtzügen kommen werden, fiel der Entscheid auf diese etwas teueren Billette.
In Moskau besuchten wir einen ehemaligen Couchsurfer einer Freundin von uns. Seine Wohnung befand sich ausserhalb des Stadtzentrums, dennoch nah genug, dass der Ort Anschluss an die städtische U-Bahn aufwies. Diese benutzen wir dann auch um die obligatorischen Touristenspots zu besuchen. 
Vor dem bekannten roten Platz in Moskau suchten wir vergebens eine Turisteninfo um an eine Stadtkarte zu gelangen. Als Angestellte der umliegenden Shops auch nicht weiter helfen konnten, entschieden wir uns spontan in das vor uns aufragende 5 Sterne Hotel hineinzuspazieren um nach einer Karte zu fragen. Obschon wir uns grösste Mühe gaben, bestimmten Ganges, wie es Gäste nunmal tun würden, durch die Eingangstore zu marschieren, sprach mich der Türsteher, vor den Metalldetektoren stehend, prompt auf russisch an (keine Ahnung was er sagte, aber am Tonfall an war unmissverständlich zu erkennen, dass ich anhalten soll). Ich antwortete irgend etwas auf Schweizerdeutsch und streckte ihm den Tagesrucksack zur Kontrolle hin. Einen kurzen Augenblick später sah er Erna und fragte sie auf Englisch, ob ich zu ihr gehöre. "Yes, we're together' erwiderte sie selbstverständlich. Der Türsteher setzte sofort eine freundliche Miene auf, wies meinen Rucksack, ohne hinein zu schauen, zurück, entschuldigte sich rasch für die Unannehmlichkeit und lies uns passieren. Drinnen wartete bereits ein vornehm gekleideter Angestellter, der sich unserer Frage annahm. Dieser nette Herr führte uns sogleich zu den beiden Concierges der edlen Unterkunft, wo man uns einen Stadtplan überreichte und darauf  sogar noch zwei 'Tourist Office', ganz in der Nähe, markierte.
Dass ich als Russe angesprochen werde, geschieht mir in Russland sehr oft.
Viele Leute sehen offensichtlich einen Einheimischen, der mit einer Ausländerin herum läuft, was hier sehr selten vorkommen soll, so sagte man uns zumindest. Dies würde dann auch erklären, weshalb wir nicht selten angeglotzt werden. 'Ein Russe und eine Asiatin in den Strassen Moskaus, ist schon etwas exotisches', meinte Ivan, unser Gastgeber.

Einiges mehr Freude als die städtischen Sehenswürdigkeiten zu betrachten, bereitete mir das Wiedersehen mit alten Bekannten aus der Zeit als Gabriel, Kyoko und ich mit den Fahrräder durch das Altai Gebirge radelten. Damas trafen wir durch Couchsurfing Evgeny und Konstantin in Biysk, mit denen wir einige lustige Tage verbrachten. Nun leben beide in Moskau, wo wir uns an einem Abend auf ein paar Bier trafen. Es tat gut wieder an die Zeit von damals erinnert zu werden. Neben der Natur im Altai gefiel uns die grosszügige Gastfreundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Russen extrem, was ich nun in den Grossstädten des Landes schmerzlich vermisse.

Fünf Tips für Reisende in Russland:
  • Zugtickets kauft man am günstigsten und einfachsten online auf www.rzd.ru
  • Billette die man nicht online auf rzd.ru kaufen kann, gibt es relativ günstig auf www.realrussia.co.uk
  • Einladungsschreiben für den Visumantrang können auch auf www.realrussia.co.uk bezogen werden
  • Die App '2gis' erlaubt es, Stadtkarten auch im offline Zustand zu benutzen.
  • Simkarten sind für unter Sfr. 10.- erhältlich und bieten unlimitiertes Internet plus kostenlose Sprachminuten (auf russische Telefonnummern) während einem Monat.                Achtung: Nicht jeder Preisplan erlaubt es die Simkarte in ganz Russland zu benutzen, sondern bloss in der erworbenen Stadt.

Dienstag, 30. Oktober 2018

Helsinki

Drei Tage, etwas ausserhalb der finnischen Hauptstadt, wohnten wir in einem Zimmer in einer privaten Wohnung, gemietet über das Internet. Eigentlich wie Couchsurfing, nur
haben wir dafür bezahlt - selber schuld, wenn man nicht genau liest und übersieht, dass man 'Zimmer', nicht 'ganze Wohnung', angewählt hat. War eigentlich auch egal, die Leute machten den Eindruck, als können sie das Geld gut gebrauchen.
Die Tage verbrachten wir in der Stadt oder auf der Insel Suomenlinna.
Suomenlinna ist ein Besuch wert, die Tageskarte für den öffentlichen Verkehr der Stadt beinhaltet sogar die kurze Bootsfahrt. Helsinki selber empfanden wir nicht als sehr sehenswert. Kann man, muss man nicht gesehen haben.
Am interessantesten fanden wir es um den Marktplatz von Helsinki, von wo auch die Fähre nach Suomenlinna ablegt.
Es gibt dort eine alte Markthalle (Vanha kauppahalli) die von 2012 bis 2014 renoviert wurde und heute ein hipster Foodcourt (ähnlich wie auch die Hietalahti Markthalle) beherbergt. Vor dieser Markthalle trifft man auf angelegte Fischerboote, die direkt über temporär angebrachte Verkaufstresen Fische und weitere Lebensmittel den Passanten zum Kauf anbieten. Neben diesen Booten hat man die Gelegenheit, frisch zubereitete Fischgerichte in einem der unzähligen Esszelte zu geniessen oder irgend welche Souvenirs, von Magneten über Bären- oder Renntierfleisch in Dosen bis ganze Tierfelle, zu kaufen. Wenige Gehminuten entfernt befindet sich das Stadtmuseum. Kostenloser Eintritt, WC, Wifi und eine eindrückliche 'Zeitmaschine'. Durch eine 3D Brille wird einem der Unterschied des heutigen und des Helsinkis längst vergangener Tagen gezeigt.
Hinter dem Museum tront ein Wahrzeichen der Stadt, der Dom von Helsinki.
Ebenfalls nur einen Katzensprung entfernt gibt es die Uspenski-Kathedrale zu betrachten. Weil wir am ersten Tag kurz nach Schliessung der Eingangstüren um 16 Uhr bei dieser Uspenski-Kathedrale eintrafen, suchten wir am Folgetag den selben Ort wieder auf. Unterwegs dorthin schienen wir uns verlaufen zu haben. Da, plötzlich tauchte hinter den Wohn- und Geschäftsgebäuden vor uns eine elegante Kuppel auf. 'Schau, dort hin müssen wir, das ist die höchste Kuppel der Kirche' sagte ich mit ausgestrecktem Zeigefinger. Zwei, drei Blocks später standen wir dann auch schon vor dieser Kuppel. Was sich unterhalb befand, sah keines Falls nach der gesuchten Kirche aus. Es ragte ein unspektakuläres Büro- oder Wohngebäude in die Höhe, das stolz eine Kuppel als Dach präsentierte.

Eine Richtungsänderung, und einige Minuten spazieren, brachte uns dann doch noch vor das gesuchte Gebäude.

Schweiz bis Indonesien über Land- & Seeweg

Nach einem Sommer mit viel Arbeit auf einer traumhaften Insel, unweit von Rapperswil, entschlossen Erna und ich (mittlerweilen verheiratet) über Land- und Seeweg von der Schweiz bis nach Indonesien zu gelangen.
Die Reiseroute sieht ungefähr so aus:
Deutschland, Finnland, Russland, China, Vietnam, Kambodscha oder Laos, Thailand, Myanmar, Malaysia, Indonesien.
Da wir bereits Mitte April 2019, kurz vor Saisonstart auf der Insel, wieder in der Schweiz zurück sein möchten, beginnen wir die Reise mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Dass wir noch auf Fahrräder umsteigen ist sehr unwahrscheinlich, aber möglich ist vieles.

Kurz nach Ende der Saisonarbeit stand ein, schon beinahe traditionelles, 'Mitarbeiterreisli' an.
Ein Wochenende in Hamburg, sollte es dieses Mal sein. Ein sehr guter Ort, um die Reise nach Südostasien fortzusetzen.
Hamburg erreichten wir von Zürich aus im Nachtzug. Nach dem Wochenende fuhren Erna und ich ins unweit gelegene Travemünden, wo uns eine Fähre erwartete. Es stand uns eine etwa 30 stündige Schifffahrt, in die Finnische Hauptstadt Helsinki, bevor.
Sehr komfortabel reisten wir in einer Zweibett-Kabine mit Meeresblick. Zu Beginn einer Reise schaue ich noch nicht so sehr auf die Reisekosten. Das Abwägen ob es sich lohnt etwas mehr Geld für besseren Transport, Essen und Getränk oder Unterkunft auszugeben, kommt erst nach 'ner Zeit wenn ich mich den Relationen der jeweiligen Länder angepasst habe.