Donnerstag, 27. Dezember 2018

Zugfahrt durch Vietnam

Anstatt einer warmen Dusche und früher Bettzeit, genossen unsere Gastgeber in Hanoi und ich ein paar Bierchen und eine Kokosnuss mit alkoholhaltigem Inhalt.
Nicht nur Tags darauf, auch für beinahe zehn weitere Tage fühlte ich mich nicht mehr sehr fit - Magenbrennen, Schwindelanfälle. Schuld daran trug sicherlich auch zu wenig erholsamen Schlaf, ungesunde Ernährung, kühles Wetter und Unterkünfte ohne Heizung.

Nach drei Tagen Hanoi besuchten wir Cat Ba, die grösste Insel in der Halong-Bucht. Ein Freund unserer Gastgeber aus Hanoi, organisierte eine zwei stündige Bootsfahrt in einem Boot-Taxi.
Die überall angebotenen Touristenausflüge beinhalteten mehr als wir tatsächlich wollten. Nach Schwimmen, Kanu fahren oder längerem Aufenthalt auf See war uns in diesem Wetter nicht zu mute. Saison- und Wetterbedingt trafen wir dann auch auf sehr wenig Touristenboote, die sich zwischen den tausenden aus dem Wasser steil aufragenden Kalksteininseln und in der, von dutzenden von schwimmenden Fischerdörfer besiedelten, Umwelt, aufhielten.


Eine Bus-Boot-Bus Kombination brachte uns nach Ninh Binh, wo wir bloss eine Nacht verweilten.
Weil erst am kommenden Abend ein Nachtzug nach Hue auf dem Reiseplan stand, blieb uns genug Zeit am Nachmittag die umgebene Natur auf einem Motorbike zu erkunden. Leider auch hier - kühle 18 Grad.
Die Natur war entspannend, weniger jedoch das Befahren der Hauptstrasse oder die Menschen vor den kostenpflichtigen Besichtigungspunkten, die einem beinahe vom Motorbike zerrten, nur damit man bei ihnen das Gefährt parkiert. Wir verbrachten dann auch keine Stunden um Ninh Binh herum. So müssen doch nicht immer alle sogenannten Sehenswürdigkeiten besucht werden. Verpasst wird sowieso immer etwas (nähmlich das was man nicht tut, währenddem man tut was man tut). Auch trifft man auf langen Reisen ohnehin immer wieder auf Vergleichbares. In diesem Fall die Gestaltung der Natur. Nach Guilin, Yangshuo und Cat Ba erschien uns die ähnliche Natur hier nicht mehr sehr eindrücklich.

Es brauchte dann noch diese eine Fahrt von Ninh Binh ins südlich gelegene Hue, um endlich auf sommerliche Temperaturen zu stossen. Dauerregen war angesagt, doch das war mir so was von egal, hauptsach schön warm! Nicht viel mehr als ein gemütlicher Spaziergang in der Zitadelle der Stadt bei warmem Niederschlag, stand auf unserem Programm.


Eine ungefähr 2.5 stündige Zugfahrt entlang der Küste, über einen kleinen Pass, durch die malerische Landschat Vietnams, führte uns nach Danang. Danang liessen wir links liegen.
Eine knapp einstündige Busfahrt später erreichten wir Hoi An. Eine Küstenstadt deren Charme enge Gässchen, französische Architektur und ein angrenzender Fluss ausmacht. Nachts verbreiten tausende farbige Laternen einen zauberhaften Anblick.
Meiner Meinung nach haben unzählige Souvenirshops, Kleiderläden, Unterkünfte und moderne Restaurants (die zusammen gefühlte 100% der Gebäude besetzen) an denen sich eine dichte Menschenmasse vorbei drängt, die Authentizität dieses Ortes kaputt gemacht. Ich kam mir vor wie in einem Freizeitpark.
Janu, ich konnte mich noch immer an der nun anhaltenden Wärme erfreuen.

Weiter ging die Reise mit dem Bus zurück nach Danang (Hoi An hat keinen Bahnhof) und per Nachtzug nach Nha Trang. Zwei Tage ruhten wir nun bei einem Gastgeber von Couchsurfing aus. Den Grossteil der Zeit verbrachte Erna, der Gasgeber, seine Freundin und ich mit Plaudern sowie im von ihm geführten Fremdsprach-Unterricht. Seit nun 10 Jahren lebt der pansionierte Engländer in Vietnam und hilft den Leuten kostenlos mit seinen Englisch Konversations Stunden.

Letzte Station unseres Aufenthalts in Vietnam hiess Ho Chi Minh City (früher Saigon). Hier ist sogleich die Endstation der Eisenbahn. Per Bus geht es morgen nach Kambodscha.

Zugtickets erwerben
Der günstigste Weg an Zugtickets in Vietnam zu gelangen ist direkt an den Bahnhöfen oder über die Webseite der nationalen Bahn: www.vr.com.vn.
Ausländische Kreditkarten werden nicht akzeptiert. Auf der Webseite der Bahn besteht jedoch (meistens) die Option, reservierte Tickets innerhalb von 24 Stunden am Bahnhof zu bezahlen und entgegenzunehmen. Sollte diese Option mal nicht zur Verfügung stehen, können über 12go.asia oder www.baolao.com Fahrkarten mit Kreditkarten erworben werden. Die Preise auf diesen Webseiten sind etwas teurer.


Fahrkosten- und Distanztabelle, Vietnam
Von
Nach
Verkehrsmittel
*Preis in CHF
**Distanz in km
Grenze Vietnam
Hanoi
Minibus
9
180
Hanoi
Cat Ba
Bus
20
160
Cat Ba
Ninh Binh
Bus, Boot, Bus
22
165
Ninh Binh
Hue
Nachtzug, "hard sleeper"
73
572
Hue
Danang
Zug, "soft seat"
3,5
100
Danang
Hoi An
Bus
2,5
30
Hoi An
Danang
Bus
2
30
Danang
Nha Trang
Nachtzug, "soft sleeper"
58
523
Nha Trang
Saigon
Zug, "soft seat"
22
410
 
 
 
 Total
CHF 212.-
2'170 km
 
*Preis für 2 Pers.
**Ungefähre Distanz

Dienstag, 25. Dezember 2018

Der Weg nach Vietnam

Nach Yangshuo machten wir nochmals einen kurzen Halt in Guilin, um von dort mit dem Schnellzug nach Nanning zu gelangen. In Nanning gab es ein Wiedersehen, mit einer Amerikanischen Couchsurferin, die bereits vor neun Jahren Lukas und mich beherbergte. Sie unterrichtet nun Englisch an einer anderen Universität, jedoch noch immer in der selben Stadt.
Nachtmarkt, Nanning
Drei Tage später bestiegen wir einen Regionalzug nach Pingxiang, an die Chinesisch-Vietnamesische Grenze. Bevor wir in den Bahnhof hinein gelassen wurden, musste (wie immer) das Gepäck gescannt werden. Wie bereits knapp einen Monat zuvor in Harbin, wurde ich aufgefordert den Rucksack zu öffnen. Mein seit 12 Jahren begleitendes Taschenmesser wollte man mir weg nehmen.
Die Sicherheistvorschriften in den Schnellzügen sind vergleichbar mit denjenigen auf Flügen. "Dieses Messer konnte ich bis zur letzten Zugfahrt durch China mitbringen, jetzt werde ich nicht so einfach nachgeben und das Taschenmesser aushändigen", dachte ich mir und erklärte, dass die Polizei bereits in Harbin eine Ausnahme machen konnte und mir diesen Gegenstand erlaubte mitzubringen.
Damals in Harbin brachten sie mich zuerst auf den Bahnhof internen Polizeiposten, wo ich wiederholt erklärte, wie viel mir dieses Messer bedeutet, das mir mein verstorbener Lehrmeister vor etwa 15 Jahren schenkte. Irgendwann gab ich nach und wollte das Messer einem Polizisten schenken. Er bedankte sich, meinte aber er kann das Geschenk nicht annehmen. Nun ging er wenigstens auf meinen Vorschlag ein, es dem Schaffner zu übergeben, der es mir nach der Fahrt wieder aushändigen kann.
Ich wurde zurück geschickt und sollte warten, bis er mit dem Kondukteur gesprochen hatte. Nach wenigen Minuten tauchte der Polizist wieder auf und erklärte mir die Ausnahme, das Messer zugeklebt im Gepäck mitnehmen zu dürfen. Der Polizist verhielt sich sehr freundlich und verständnisvoll, sprach sogar gut Englisch. Rasend hingegen machte mich eine Dame auf dem Polizeisposten, die mir während der Diskussion mit der Polizei ungefragt ihre Handykamera ins Gesicht hielt.

Nun, am Bahnhof Guilins, verstanden die Sicherheitsleute meine Sprache nur schlecht, hatten aber plötzlich die Idee mein Zugticket anzuschauen. Aus dem Grund, dass ich mit einem Regionalzug, nicht im modernen Schnellzug reisen wollte, liessen sie mich schlussendlich mit dem Taschenmesser passieren.
Die Zugfahrt durch Chinas schöne Natur bis zur Grenze entpuppte sich als weniger angenehm als erhofft. Zigarettenrauch und kalte Luft sei dank. Heizung gab es keine und unsere warmen Kleider die wir nicht verschenkten, befanden sich auf dem Postweg in die Schweiz.
Abgesehen davon, dass ich in Chinas Süden und in ganz Vietnam nie mit kühlen Temperaturen rechnete, bestätigte mich auch die Wettervorhersage, bis zur Ankunft in Nanning, in dieser Annahme. Ich lag falsch - es kann in Nanning schon bis zu 10, und in Hanoi bis 15 Grad werden. Okay, plus 15 Grad ist ja nicht wirklich kalt, aber wir haben schon etwas gefroren.
Die Taxifahrt vom Bahnhof in Pingxiang zur Grenze, sollte dann der einzige warme Moment an diesem Tag sein. Denn auch der Minivan von der Vietnamesischen Grenze bis Hanoi schien keine Heizung eingebaut zu haben.

Fahrkosten- und Distanztabelle, China
Von
Nach
Verkehrsmittel
*Preis in CHF
**Distanz in km
Manzhouli
Harbin
Nachtzug, "hard sleeper"
60
940
Harbin
Peking
Schnellzug
90
1250
Peking
Shanghai
Schnellzug
160
1450
Shanghai
Changsha
Nachtzug, "hard sleeper"
75
1100
Changsha
Guilin
Schnellzug
50
500
Guilin
Yangshuo
Bus
8
70
Yangshuo
Guilin
Bus
8
70
Guilin
Nanning
Schnellzug
35
400
Nanning
Pingxiang
Regionalzug
8,5
200
Pingxiang
Grenze China
Taxi
4,5
15
 
 
 
 Total
CHF 499.-
5'995 km
 
*Preis für 2 Pers.
**Ungefähre Distanz

Donnerstag, 6. Dezember 2018

China - drei kurze Videos

Lustige Mütze, Harbin

Hund wie kleiner Mensch, Guilin

Aktivitäten in öffentlichen Parks, China

Für weitere Aufnahmen, klicke auf 'Videos'

Dienstag, 4. Dezember 2018

Changsha, Guilin, Yangshuo und Chinas schöne Natur

In Changsha spazierten wir auf den Berg Yuelu, wo man einen guten Eindruck der Grösse dieser Stadt (7.4 Millionen Einwohner, Stand 2015) erhält. 'Wochenende' stand auf dem Kalender und da sich dieser Hügel inmitten der Stadt befindet, waren wir nicht die einzigen mit diesem Ausflugsziel - 'Massenspaziergang'!
Tags zuvor besuchten wir einen Ort, den ich von vor 9 Jahren kannte. Den Martyrs Park und den künstlichen See Nianjia (46.6 ha). Es sah noch vieles so aus, wie in meinen Erinnerungen.
Ebenfalls im mehr als 500 km entfernt gelegenen Guilin (etwa 3.5 Std. im Schnellzug), kam mir noch einiges bekannt vor.
Nur konnten wir nun keine Fahrradvermietungen finden. Das grosse Angebot an Stadtvelos, die man mit einem App auf dem Handy ausleihen kann, waren wohl der Tod dieses Geschäftzweigs. Schade nur, dass man dazu ein chinesisches App herunter laden muss, dass wir auf Ernas Telefon nicht installieren konnten. Dazu müsste man das App auch noch mit einer Kreditkarte verknüpfen. Keine Ahnung ob das mit unserer funktionieren würde, denn viele Orte (wie auch der Ticketschalter am Bahnhof) akzeptierten nur die chinesische Karte 'UnionPay'.
Hier wird auch sonst alles mit dem Handy bezahlt. Sogar die Oma auf dem traditionellen Markt hält einen QR-Code zur Bezahlung mit dem Telefon bereit.
Zu unserem Glück akzeptieren alle Personen doch noch Cash.
Mit Bargeld bezahlten wir dann auch die Miete zweier solcher Stadtvelos, die uns eine hilfsbereite Rezeptionistin mit ihrem Smartphone aufschloss. Ziel war die erholsame Natur ausserhalb der lauten Stadt. Auch dort wollte ich Erna wieder Orte zeigen, die ich vor beinahe zehn Jahren besuchte. Dazumal ist Lukas und ich einfach mal planlos drauf los geradelt, was es umso schwerer machte, die Plätze nun wieder zu finden. Wage Erinnerungen und etwas Glück brachten uns schlussendlich doch an die gesuchten Orte.

Ganz anders erging es mir im nahe gelegenen Ort Yangshuo, den wir nach einer einstündiger Busfahrt, aus Guilin, ereichten.
Anstelle eines damaligen gemütlichen Platzes am Teich mit einer knapp handvoll Restaurants wo man wenige ausländische Touristen sehen konnte genüsslich ein Bier trinken, befindet sich nun der Haupteingang zur sogenannten 'West Street'. Dichte Menschenmasse drängt sich hier durch diese Strasse und den Seitengässchen mit diversen Ständen, Bars und Restaurants. Überall versuchen Angestellte die Touristen dazu zu bewegen, bei ihnen zu konsumieren. Erna und ich, zuerst noch ein Zimmer im Zentrum gebucht mit Ausblick von zwei Metern bis zum Hostel nebenan, machten rasch reissaus und verzogen uns an die Stadtgrenze (zirka 2 Kilometer von diesem Trubel entfernt). Hier entspannen wir uns für knapp eine Woche, unternehmen kleine Ausflüge mit Mietvelos und geniessen die Natur mit den zwei Flüssen Yo Lung und Li Jiang, umgeben von unzähligen Karstbergen.
Tips für Yangshuo
Neben dem Erkunden der Umgebung auf dem Fahrrad, können wir einen halbstündigen Aufstieg zum TV Turm, Pao Tao Hügel (hinterm lokalen Bauern Markt an der Pantao Strasse, gegenüber dem Yangshou Park) empfehlen.
Ein Hostel ausserhalb der Ortschaft an der '069 Country Road' (sozusagen Verlängerung der Shen Shan Road) ist ebenfalls empfehlenswert. Falls im 'Mountain Stream Guesthouse' ein Doppelzimmer mit privatem Bad, AC/Heizung Balkon und Bergsicht gewünscht ist, sicherstellen, dass man ein Zimmer mindesten im 3. Stock erhält. Noch besser wäre im 4. oder 5. Stock. Wir bezahlten 120¥/Nacht für eine 'Last Minute' Buchung.

Sonntag, 25. November 2018

Im Zug durch China

Die chinesische Grenzstadt Manzhouli präsentierte sich sauber, mit neuzeitlichen Gebäuden (alle im Zentrum stehenden Häuser bei Nacht beleuchtet)
und einem kleinen See, der bei unserer Ankunft mit einer dicken Eisschicht bedeckt war, was den Leuten erlaubte, darauf zu spazieren oder zu fischen. Unweit des Sees, endet die Stadt ganz abrubt.
Dutzend neue, meist leerstehende, mehrstöckige Wohnblocks grenzen an die karge Landschaft der Innermongolei. Nichts von wegen einer Stadt, die langsam in die Agglomeration übergeht. Nein - einfach Hochhäuser und dann Knall auf Fall - nichts.
Es heisst China baut gerne, egal ob eine Nachfrage besteht oder nicht. Korruption sei Dank. Sehr kostengünstig kann man zur Zeit in Manzhouli Wohnungen und Häuser kaufen. Man sollte aber wissen, dass man Land nicht erwerben kann, dies gehört dem Staat. Jaja der Chinesische Staat. Dem gehört hier wohl alles. Die Meinung der Leute, die Daten im Internet, das Recht Tibet zu helfen (wie man hier sagt) und ganz Taiwan sowieso.

Die Regierug ist eines, das Volk etwas Anderes. Wir erleben hier sehr hilfsbereite und freundliche Menschen. Ihr Verhalten ist für uns zwar nicht immer nachvollziehbar und sie mögen den Menschen von ausserhalb Chinas, als unanständig erscheinen. Diese 'Unhöflichkeit' ist aber nicht unhöflich gemeint, sondern ganz normales Verhalten hier. Mit diesem Wissen ertrage ich nicht nur ihr Spucken, Schlürfen, Rülpsen oder die Angewohnheit anderen Passagieren in der Metro ins Handy zu gaffen (nachdem man beim Einsteigen den aussteigenden Fahrgästen im Weg gestanden ist), ohne Kopfhörer Musik hören/Filme schauen, Ausländer anstarren oder von ihnen ungefragt Videos und Fotos machen - ganz im Gegenteil, ich finde das meistens sehr amüsant und benehme mich manchmal ebenfalls 'chinesisch'. Ich seh das Ganze mehr als eine Komödie, und ich bin mitten drin.
Sehr schön finde ich das ungehemmte Verhalten wenn es dazu führt, dass Spaziergänger singen oder in den unzähligen Parks Leute auf ihren Instrumenten üben, tanzen, Gymnastik vollbringen oder Karaoke singen. Ich finde die Menschen hier super! Was ich hier doch etwas vermisse, ist der angenehme Zustand, den wir in den Nachtzügen durch Russland genossen.
In den Betten der Chinesischen Bahn hat man mehr Platz, doch wird zwischen den Wagons regelmässig geraucht und die Türen zum Schlafwagen offen gelassen. Die Leute nehmen weniger Rücksicht auf schlafende Passagiere, Kopfhörer scheinen auch hier nicht für notwendig befunden.
Als Alternative gibt es auf vielen der Strecken zwischen den Grossstädten Schnellzüge. Diese sind bis zu drei Mal schneller am Ziel, kosten aber auch bis doppelt so viel. Ausser die über 1'200 km lange Strecke von Harbin nach Peking kostete im Schnellzug (um die 8 Stunden, CHF 45.-) weniger als der Nachtzug (CHF 50.-), der über 20 Stunden unterwegs ist (für CHF 41.- gäbe es ein Zug der um die 10 Stunden benötigt).
Die Schnellzüge sind sehr modern, sauber, es herrscht Rauchverbot und sie fahren mit bis zu 350 km/h über's Land. Diese Züge unterteilen sich in 'D' oder 'Z' Züge. 'D' ist der Schnellere, 'Z' der etwas Langsamere.
Von Manzhouli buchten wir den Nachtzug (keine Schnellzüge auf dieser Strecke) nach Harbin.
Harbin hat einen sehr europäischen Stadtteil und eine Russisch-Orthodoxe Kirche, die noch von der Zeit zeugt, als Russland diesen Ort aufbaute, während dem sie die Transmandschurische Eisenbahnlinie durch China baute.
Heutzutage ist Harbin auch berühmt für sein grandioses Eis- und Schneeskulpturen Festival. Die Temperaturen waren schon in den einstelligen Minusbereichen, doch für diesen Event waren wir zu früh unterwegs.

'In die Wärme soll es gehn', sagten wir uns und stiegen nach drei Tagen in den Schnellzug nach Peking.
Ein Besuch der 'verbotenen Stadt' und der 'grossen Mauer' stand auf dem Programm. Trotz extrem grossem Menschenandrang, gab es Orte in der verbotenen Stadt, in denen wir beinahe die einzigen Besucher ausmachten.
Vermutlich weil Nebensaison war, falls es dort so etwas überhaupt gibt. So eine Art von Nebensaison, muss wohl auch bei der Chinesischen Mauer geherrscht haben. Genauer gesagt beim Streckenabschnitt bei Badaling. Zwar standen auch hier unzählige Leute vor den Eingangstüren, doch schien sich die grosse Mehrzahl für den nördlichen Abschnitt zu interessieren, was es uns leicht machte, uns für das Begehen des südlichen Teils zu entscheiden. Beide Sehenswürdigkeiten lohnen sich zu sehen. Muss man sich für Eine entscheiden, ich würde klar die Chinesische Mauer auswählen.
Sehr faszinierend, dieses tausende von Kilometern durch die Landschaft schlängelnde, von Menschenhand geschaffene, Mauerwerk zu sehen, vorzustellen versuchend, wie das damals beim Bau zu und her ging oder wie Menschen darauf die Zeit verbrachten, ausschau haltend nach Feinden.

Peking war schon einige Grade wärmer als Harbin. Doch im südlich gelegenen Shanghai sollten uns (nach über 1'000 km und 5 Stunden im Schnellzug) angenehme 18 Grad erwarten.
Hier musste die Skyline dieser Metropole, und der einige Kilometer ausserhalb gelegene antike Ort Zhujiajiao, vor die Kameralinse genommen werden. Bei Zhujiajiao (auch als kleines Venedig Shanghais genannt) verbinden  diverse, steinerne Brücken über engen Flüsschen die verwinkelten Gässchen dieser Ortschaft miteinander. Seit kurzem ist dieser touristische Ort an das Metro-Netz Shanghais angeschlossen (Linie 17).

Unser nächster Halt: Changsha (Nachtzug 10-15 Stunden, $40, Schnellzug 4.5 Stunden, $70). Wir wählten den Nachtzug, 15 Stunden Fahrt.

Donnerstag, 22. November 2018

Grenzübertritt - Zabaykalsk/Manzhouli

Zabaykalsk erreichten wir am Morgen. Es blieben uns etwa zwei Stunden bis zur Abfahrt des Zuges über die Grenze nach Manzhouli. Die Zeit verbrachten wir, ein Kaffee suchend, mit einem sehr kurzen Spaziergang in der Umgebung des Bahnhofs.
Schnell wurde uns klar, dass wir gut entschieden, eine Nacht in der chinesischen Grenzstadt und nicht in Zabaykalsk zu verbringen. Dieser russische Ort erschien uns genau so, wie man sich ein verruchtes Grenzstädtchen vorstellt. Staubig, dreckig, herunter gekommen und einige wenige alte Autos, gegenüber der Bahnstation, deren Fahrer uns auf russisch ansprachen. Allem Anschein nach inoffizielle Taxis.
(Kurz vor Zabaykalsk, nahe der Grenze zur Mongolei)

Weil wir für das China Visum jeweils ein Ticket für die Ein- und Ausreise organisieren mussten, waren wir bereits im Besitz der Fahrkarten für die wenige Kilometer durch's Grenzgebiet. Die Russische Bahn verkaufte online keine Billette für eine Fahrt nach China. Jedoch konnte auf www.realrussia.co.uk (für eine Bearbeitungsgebühr von 20 USD/Ticket) diese, ungefähr Sfr. 5.- günstigen Fahrscheine, bestellt werden. Das Original mussten wir dann in Moskau abholen. Diese Webseite kann ich auch sehr empfehlen, falls jemand ein Einladungsschreiben für den Visumantrag benötigt. Das Ausreiseticket (Nachtzug von Nanning nach Hanoi) bestellten wir auf www.travelchinaguide.com. Der Vorteil dieser Webseite ist, dass wir die Tickets lange vor dem Verkaufsdatum reservieren und bezahlen konnten. Eine Bestätigung davon reichte dem Chinesischen Konsulat in Zürich dann auch schon aus, unsere pünktliche Ausreise als gewährleistet zu betrachten.
In der Zwischenzeit annulierten wir den Kauf früh genug (bevor die Billette tatsächlich gekauft werden konnten) und erhielten sowohl die Ticketkosten als auch die Servicegebühren vollumfänglich rückerstattet. Die Travelchinaguide Homepage eignet sich herrvoragend, um Zugverbindungen und Preise ausfindig zu machen. Im Gegensatz zur Webseite der Chinesischen Bahngesellschaft und den Billetteschaltern an den Bahnhöfen, akzeptiert Travelchinaguide ausländische Kreditkarten. Möchte man die dort verlangte Servicegebühr von $ 5.49/Fahrschein sparen, muss man am Bahnhof mit Bargeld bezahlen. Hilfreiche Informationen zu Sehenswürdigkeiten, aber auch aktuelle Karten der Metro in Peking oder Shanghai, findet man ebenso auf oben erwähnter Internetseite. Ganz im Gegenteil zu Google.maps, wo momentan die Metro Linie 14 (in Peking) noch fehlt. Vielleicht hat das etwas damit zu tun, dass zur Zeit Google-Produkte von der Chinesischen Regierung gesperrt werden. Um solche virtuellen Blockierungen zu umgehen, ist eine VPN Verbindung notwendig. ExpressVPN wurde uns empfohlen und scheint sehr gut zu funktionieren. Während 30 Tagen kann dieses kostenpflichtige Produkt getestet werden (Geld-zurück-Garantie).

So, genug Tips für den Moment.
Die knapp 30 minütige Zugfahrt, über die Grenze, dauerte bloss so lange, weil der Zug unterwegs anhielt. Chinesische Grenzwärter kontrollierten Ausweise und verteilten Einreise-/Ausreisekarten. Angelangt am Bahnsteig, ging es sogleich in die Immigrations-Zone wo man mich fragte, den Pass durchblätternd, ob das mein erster Aufenthalt in China werden soll. 'Nein, dies wird mein dritter Besuch', gab ich offen zu. Nachdem der Pass nochmals genaustens durchsuch war, wiederholte die Grenzbeamtin ihre Frage mit dem Zusatz: 'Haben sie einen alten Reisepass? Kann ich ihn sehen?',
'Ich hatte einen alten Pass. In der Schweiz werden diese jedoch zurück behalten, erhält man ein neues Reisedokument ', erwiderte ich (nicht erwähnend, dass auf Verlangen des Passbesitzers der Alte behalten werden kann. Ich hatte meinen leider nicht dabei). Nach kurzer Rücksprache mit einem anderen Angestellten, fragte sie mich nochmals: 'Sind sie zum ersten mal hier?'. Ich wusste nun nicht was besser ist, auf meiner Antwort zu beharren oder die Option 'aha so, ich verstehe, dies soll mein erster Aufenthalt in China werden' zu wählen. 'Vielleicht macht sie weiter so, bis sie die Antwort erhält die sie hören möchte?', fragte ich mich selber. Ich blieb bei meiner Aussage und wurde zurück geschickt, zum Warten. Wenige Minuten später wurde ich nach vorne gewunken und erhielt, ohne weitere Fragen, den Einreisestempel in den Pass gedrückt
Ernas Indonesischer Reisepass musste nach der Einreiseerlaubnis zuerst noch einem Typen ins Büro gebracht werden. Dort wurde jede einzelne Seite kopiert. Sie kommt aus einem sogenannten 'Risikoland', wie mir ein Beamter, um Verständnis bittend, erklärte. Trotz allem waren sie freundlich und wir empfanden die Situation nicht als Schikane. Mittlerweilen war die Halle leer und die ersten Beamten entledigten sich ihrer Westen, parat für die Mittagszeit. Sobald Erna den Pass ausgehändigt erhielt, verabschiedeten sie sich lächelnd und verliessen den Raum nach draussen. Wir waren noch nicht ganz so weit, wollten noch kurz zur Toilette. Der letzte Beamte zeigte rasch hinter die Passkontroll-Zone, wo wir das WC finden sollten, und verschwand. Für mich war dies sehr speziell, denn normalerweise darf man nach Einlass in ein Land, nicht mehr hinter die Immigrations-Zone. Hier schien das niemanden zu interessieren.

Mittwoch, 21. November 2018

Russland im Zug

Reisen im Zug durch Russland empfanden wir als angenehm, günstig (siehe auch Tabelle unten) und einfach zum selber organisieren. An dieser Stelle grossen Dank an www.indiereisen.de, wo wir doch die eine oder andere hilfreiche Information über diese Zugreise gefunden haben.

Persönliche Erfahrung
Zugpassagiere bemühen sich während der Nacht meistens leise zu sein, um niemanden am Schlaf zu hindern.
In den Nachtzügen empfehlen wir den Schlafplatz nicht am Ende oder Beginn des Wagens zu buchen, weil sich dort die WC's befinden. Ebenfalls sind in den 3. Klass Schlafwagen (die wir jeweils benutzten) die Schlafgelegenheiten entlang des Ganges nicht optimal, falls man nicht gerne fremde Füsse, die über die Bettränder der 4-er Abteile heraus lugen, in Gesichtsnähe wissen möchte.
Kissen, ein Frottiertüchlein und frische Bettanzüge werden vom Zugbegleitpersonal ausgehändigt. Wolldecken stehen ebenso zur Verfügung. Eines Morgens erkannte eine ältere Dame, dass ich im Halbschlaf mit dem Leinentuch kämpfte um mich wieder ganz zuzudecken. Sofort ergriff sie eine dieser Wolldecken und legte sie mütterlich über mich.
Heisswasser für Kaffee, Tee oder Fertig-Nudelsuppen gibt es in allen Wagen.
Seife und WC Papier nimmt man besser selber mit, ausser es spielt keine Rolle wenn erwähntes nicht immer zur Verfügung steht.
Es gibt einen Fahrplan, angschlagen an der Türe der Zugbegleitperson, auf dem längere Bahnhofaufenthalte ersichtlich sind. Gut zu wissen falls man mal kurz raus möchte um Getränke oder Essen zu kaufen. Obschon man auch eine kleine Auswahl an Essen, Snacks und Getränken im Zug findet.
Ich glaube, in allen Zügen gab es einen Restaurantwagen.
Die Züge waren immer auf die Minute genau pünktlich, egal wieviele Tage sie schon auf der Reise waren.
Was mich erstaunte ist die Tatsache, dass das Zugpersonal während den tagelangen Fahrten nicht ausgewechselt wird. Klar, es waren pro Wagen zwei Begleitpersonen eingeteilt die abwechslungsweise Dienst hatten. Aber dienstfreie Zeit verbrachten sie trotzdem im Zug. Immerhin erhalten sie nach erreichen des Endbahnhofs genau so viele Tage frei wie sie gearbeitet haben. Dieser Endbahnhof ist nicht immer der Gleiche, was vermutlich genau den Reiz dieses Jobs ausmacht.
Unser Zugpersonal, wie auch die Fahrgäste, sprachen nie Englisch. Einmal ergab sich die glückliche Situation, dass eine Begleiterin vor Jahren einmal in Deutschland als Au Pair gelebt hatte. Mit ihr konnte man sich auf Deutsch austauschen und einige der zuvor erwähnten Informationen erfahren.
Während einer anderen Fahrt erfuhr ich von einer Frau, die auch der deutschen Sprache mächtig war, dass Sie zwei Nächte im Zug verbrachte, um ihren Ehemann, der als Soldat Tausende Kilometer entfernt stationiert ist, während eines verlängerten Wochenendes, zu besuchen.

Die Russen die wir getroffen haben, trinken viel Tee, wenig bis kein Vodka und sind grosszügige Gastgeber. Die aller meisten Leute sind mit der russischen Politik nicht glücklich, erkennen die staatliche Propaganda und finden Putin scheisse.
Wenn man auf Leute freundlich zugeht, verwandelt sich ihr grimmiger Gesichtsausdruck oft in ein Lächeln.
Ausser der Umgebung um den Baikalsee, gibt es aus dem Zugfenster nicht viel zu sehen.

Fahrkosten- und Distanztabelle, Schweiz - Russland
Von
Nach
Verkehrsmittel
*Preis in CHF
**Distanz in km
Rapperswil
Zürich HB
Zug
17,6
35
Zürich HB
Hamburg HB
Nachtzug, 6-er Schlafabteil
250
860
Hamburg HB
Lübeck
Zug
34
70
Lübeck
Travemünde
Bus
7
20
Travemünde
Helsinki
Fähre, 2-er Aussenkabine
430
1130
Helsinki
St. Petersburg
Schnellzug
76,6
420
St. Petersburg
Moskau
Schnellzug
101
700
Moskau
Nizhny Novgorod
Blablacar
24,3
415
Nizhny Novgorod
Kasan
Nachtzug 3. Kl. Schlafwgn.
43,7
400
Kasan
Jekaterinburg
Nachtzug 3. Kl. Schlafwgn.
68
900
Jekaterinburg
Novosibirsk
Nachtzug 3. Kl. Schlafwgn.
71,5
1600
Novosibirsk
Krasnojarsk
Zug 3. Kl. Schlafwgn. (Tag)
35
750
Krasnojarsk
Irkutsk
Nachtzug 3. Kl. Schlafwgn.
53
1060
Irkutsk
Baykalsk
Zug 3. Kl. Schlafwgn. (Tag)
18,5
140
Baykalsk
Chita
Nachtzug 3. Kl. Schlafwgn.
47
900
Chita
Zabaykalsk
Nachtzug 3. Kl. Schlafwgn.
44
450
Zabaykalsk
Manzhouli
Zug
50
10
 
 
 
 Total
CHF 1'371.20
9'860 km
 
*Preis für 2 Pers.
**Ungefähre Distanz