Sonntag, 18. November 2018

Irkutsk und Baikalsee

Irkutsk ist sicher auch ein kurzer Aufenthalt wert.
Intessant ist eine grüne, auf den Boden gemalte Linie, die durch den historischen Stadtteil führt. Geht man diesem Strich nach, trifft man immer wieder Informationstafeln mit Details zu einem dahinter stehenden Gebäude oder einer der unzähligen Statuen in der Stadt.
Eines der interessanten Gebäude ist das ehemalige Haus des Decembrist Volkonskaya (der wegen eines Aufstandes nach Sibirien ins Exil/Arbeitslager gesandt wurde). Heutzutage ist es ein eindrückliches Museum, das es schaffte, uns knapp zweihundert Jahre zurück zu versetzen und uns einen kleinen Einblick in sein Leben, und das seiner Familie, zu geben.
Ansonsten trifft man in dieser Ortschaft, wie auch in vielen anderen russischen Städten, immer wieder auf traditionelle Holzhäuser. Manchmal ist es zwar witzig diese in die Jahre gekommenen Bauten anzuschauen, doch muss man leider davon ausgehen, dass nur ein extrem leiner Bruchteil für die Zukunft erhalten bleibt (wir haben in all den Städten bloss ein renoviertes Holzhaus gesehen).
Diese Häuser sollen denkmalgeschützt sein. Doch der Staat investiert offensichtlich kein Geld in dessen Restauration und die Besitzer verfügen entweder über kein dafür notwendiges Geld oder sind an deren Erhalt nicht interessiert. So tauchen nicht wenige, halb abgebrannt im Stadtbild auf, und scheinen auf den Tag zu warten, an dem ein modernes Gebäude ihren Platz einnimmt.

Schon wenige Stunden nach unserer Ankunft in Irkutsk, nahm uns unser Gastgeber auf einen Ausflug mit. Zuerst ein kurzer Aufenthalt in einem Freilichtmuseum und dann ab nach Listvjanka, in ein sehr touristisches Dörfchen am Baikalsee. Saisonbedingt trafen wir glücklicherweise nicht auf die vorangekündigte Menschenmenge und konnten sowohl in Ruhe Fisch auf dem Markt kaufen
als auch die von den aufpeitschenden Wellen in Eis gehüllten Büsche und Bäumchen fotografieren. Fotos vom See mit schneebedeckter Bergkette im Hintergrund entstanden ebenfalls. Ein Sujet das mich stark an die schweizer Alpen erinnerte.

Baykalsk, ein kleines Dorf am südlichen Ende des Sees. Dort erklärte ein weiterer Gastgeber treffend: "Listvjanka ist, neben der Olchon Insel, der wohl berühmteste Ort um den Baikalsee zu besuchen. Weil  er am schnellsten und einfachsten von Irkutsk aus zu erreichen ist. Doch kann man genau so gut in Baykalsk, oder sonst irgendwo, die Weite des Sees (Länge 673 km, breiteste Stelle 82 km) bestaunen, und hat erst noch seine Ruhe vom Touristenauflauf."
Das ist definitiv so. Leider hatten wir zu wenig Zeit, aber auch die eisigen Temperaturen hielten uns vor einem Trip mit ihm in die nahen Berge ab. Von dort oben soll man einen wunderbaren Ausblick auf die Natur, in der der Baikalsee eingebettet ist, geniessen können. Falls jemand an Ski-oder Bergtouren, abseits touristischen Wegen, beim Baikalsee interessiert ist, unseren Gastgeber aus Baykalsk kann ich als Begleiter sehr empfehlen. Abgesehen davon, dass er gut Englisch spricht und ein gutmütiger, lustiger Kerl ist, wuchs er am See auf und ging bereits als kleiner Junge oft mit seinem Vater Wandern oder Skifahren (fern der präparierten Pisten des Skigebiets).
Für Erna und mich musste die Zugfahrt entlang des Baikals, und ein Spaziergang am Ufer des Sees genügen.
Die Eisenbahnstrecke entlang des tiefsten (1642 Meter) und ältesten (mehr als 25 Millionen Jahre) Süsswassersees der Erde, ist, unserer Meinung nach, die interessanteste Strecke seit St. Petersburg.
Es handelt sich zwar bloss um eine Fahrt entlang eines Gewässers vor einer Bergkulisse, ist aber eine willkommene Abwechslung zu den Birkenbäumen und kleinen Dörfern die zuvor tagelang am Fenster vorbeisausten. Okay, vielleicht stimmt meine Aussage so nicht ganz, verbrachten wir doch hauptsächlich die Nächte im Zug und verschliefen die Birkenbäume, vorbei sausenden Dörfer und was sich sonst noch neben den Geleisen befand.